Die größten Geschenke,
die wir einander machen können,
sind die kleinen Zeichen der Zuneigung und Wertschätzung,
mit denen wir einander sagen:
"Du bist mir wichtig, ich habe an dich
gedacht, ich
wünsche Dir was!"
















Freitag, 23. März 2012

Schon ist Halbzeit...

Die Zeit zu beginnen ist jetzt…


„Man muss sich durch die kleinen Gedanken, die einen ärgern, immer wieder hindurchfinden zu den großen Gedanken, die einen stärken.“

(Dietrich Bonhoeffer)


Mittlerweile sind schon mehr als sechs Monate meines Lebens hier in Peru vergangen und es ist wieder an der Zeit  über meine Arbeit, meine Erlebnisse und Eindrücke zu berichten. Beginnen will ich im Monat November.

Schon früh beginnt die Weihnachtszeit
Wie immer lag eine dunkle Wolkendecke über Lima. Doch dieses Mal konnte  ich  ein kleines dunkelblau leuchtendes Löchlein erkennen. Dadurch strahlte mir zum ersten Mal, seitdem ich in dieser Stadt bin, die Sonne entgegen. Eine stickige, warme Hitze umgab mich. Ich wischte mir die Schweißperlen von meiner Stirn und passierte die Straßen. Ein Taxi quetschte sich an den klapprigen Fahrzeugen, der ohnehin schon überfüllten Kreuzung, vorbei. Ein Motorradfahrer schlängelte sich durch das Verkehrschaos. Ein Hubkonzert beschallte mich in unterschiedlichsten Tonlagen.
Weder in der Metro, noch in den „Collectivos“, so nennt man hier die Kleinbuss , blieb einem kaum Raum  zum Gehen oder Stehen. Ein unglaubliches Getümmel, wo man nur hinschaute!

Die Straßen waren erfüllt von hektisch an mir vorbeilaufenden Menschen und bunt erhellt durch funkelnde und glitzernde Lichter in den Fenstern und Eingangstüren.  Die Läden schmückten rosafarbige Weihnachtsmännern und pinkestrahlenden Schneemännern in peruanischer Tracht. Grüne, pink und rote Plastiktannenbäume mit Kunstschnee ließen schon jetzt die Wohnzimmer weihnachtlich erscheinen.
Die Weihnachtszeit hatte begonnen!
Und somit  begannen auch die Advents-  und Weihnachtsvorbereitungen im Kindergarten. Ich hatte in die Gruppe der Kleinsten, ein- bis dreijährigen gewechselt. Hier wurde fleißig gebacken, gebastelt und gehäkelt. Wir sangen Lieder und machten Spiele zur Weihnachtszeit. Meine Kindergartengruppe überraschte ich mit einen selbstbesteckten Adventskranz mit vier kleinen roten Kerzchen, wie ich es von daheim gewohnt war. Diese Tradition kannte man hier in Peru nicht.
Seit Oktober arbeitete ich also auch mit einer anderen Erzieherin zusammen, Araceli. Da sie, wie mir schien, eher mit Gelassenheit die Unordnung bevorzugte, kam ich ihr mit meinem deutschen Organisations- und Ordnungssinn und meinen Vorstellungen gerade recht. Wir verstanden uns wirklich gut! Sie schätzte  meine Arbeit sehr und übergab mir im Laufe der Zeit immer mehr Eigenverantwortung für die ganze Gruppe. Einige Male konnte sie aus persönlichen Gründen ihre Arbeit nicht ausüben. So hatte ich nun die Aufgabe die Gruppe mit Hilfe einer Aushilfskraft selber zu leiten. Da ich inzwischen  alle Lieder, Texte, Spiele, Gebete und Tagesabläufe kannte, machte mir das selbstständige Arbeiten richtig  Spaß und füllte mich komplett aus!
Darüber hinaus teilte mich die Kindergartenleiterin für Zusatzaufgaben ein. So half ich in fast jeder Gruppe bei der Vorbereitung- und dem Umschreiben von Theaterstücken, unterstützte mit meiner Querflöte, übernahm die Theaterrolle des heiligen Engels, backte mit den Kleinen Weihnachtsplätzchen, nähte Stoffbeutel mit Sternchen für die Weihnachtsgeschenke und folgte zudem meiner alltäglichen Arbeit in der Gruppe der Kleinen. Diese Zeit war für mich sehr arbeitsintensiv, anstrengend und nervenaufreibend zudem, da ich oftmals der Kritik meiner Chefin ausgesetzt war. Nebenbei erfuhren wir kurzfristig noch von der Kündigung unserer Sekretärin und einer Kindergärtnerin. Schnell musste nun neues, jedoch unbekanntes Personal eingestellt werden. Deren Arbeit begann ohne eine exakte Einführung. Daher musste vieles doppelt erledigt oder verbessert werden. So entstand ein kleines Chaos…

In der Vorweihnachtszeit stand sowohl „ la fiesta de adviento“, die Adventsfeier, als auch „la Pastorela“, das Weihnachtsspiel, an. An den Vortagen bauten wir den Kindergarten in ein kleines Paradies um. Wir erstellten aus meterlangen Stoffen einen kleinen Saal und eine Bühne für die anstehenden Vorführungen der Weihnachtsspiele. Alles wurde mit Blumenketten, Pflanzenkrügen, und bunten Stoffen schön geschmückt. So entstand eine kleine weihnachtliche Landschaft bei puren Sonnenschein. Wir haben gemeinsam mit Hilfe einiger Eltern fleißig gekocht, gebacken, Spiele vorbereitet und einen kleinen Verkaufsstand mit Waldorfpuppen, Stoffen und Holzspielzeug aufgebaut. Nach und nach trafen alle Familien ein, samt Oma, Opa, Tante und Onkel. Alle Kinder haben sich gemeinsam in einem der Säle versammelt und sich in Maria und Josef, kleine Esel, Schafe, Ziegen und Kühe verwandelt. Trotz der Aufregung der Kinder gelang ihnen das Theaterstück sehr gut. Später folgte, das von uns eingeprobte Theaterstück. Plötzlich erschien ich aus den Himmelstoren als blonder, hell leuchtender, heiliger Engel.

Im Allgemeinen war die Weihnachtszeit  in Peru für mich sehr ungewohnt und anders. Sie hatte nicht so ein besinnliches Flair wie ich es aus Deutschland gewohnt war. Wir gingen weder auf einen, in der Dunkelheit hell erleuchteten, Weihnachtsmarkt gefüllt von einer Menge Menschen, noch genossen wir in den Abendstunden einen warmen Punsch vor dem rustikalen Kamin. Hier bevorzugte ich eisgekühlte Erfrischungsgetränke und Obstsalat! Meine Gastfamilie kannte es bisher nicht, sich an den Adventssonntagend im Dezember gemeinsam mit der Familie bei einer Tasse Kakao und Plätzchen zusammenzusetzen, Musik zu hören und ein wenig zu plaudern…

Ein wenig deutsche, weihnachtliche Tradition wollte ich meiner Gastfamilie nahe bringen.
So verbrachte ich einen gemütlichen Abend mit dem kleinsten Sohn und wir steckten gemeinsam einen Adventskranz. Allerdings  mit Trockenblumen, da grüne Tanne im heißen Lima eher nicht vorzufinden ist.  In mehreren Nachtschichten stellte ich heimlich in meinem kleinen Zimmerchen per Hand einen Adventskalender aus Filzstiefelchen her, gefüllt mit vielen kleinen deutschen Leckereien, peruanischen Süßigkeiten und Kosmetikartikeln. Anfang Dezember schenkte ich ihn meiner Gastfamilie als eine kleine Überraschung. Mich machte es sehr glücklich, zu sehen, wie sie sich darüber freuten. So etwas kannten sie nicht! Nachdem das Weihnachtspaket meiner Eltern mit allen wichtigen Backzutaten (und sogar drei echten Tannenzweigen)aus Deutschland angekommen war, begann auch hier im warmen Peru die „Engelsbäckerei“.  Natürlich hielten wir alle Koch- und Backrezepte in einem Büchlein fest, was am Ende meines Peru-Aufenthaltes einmal Nieves, die Mutter meiner neuen Familie, als Erinnerung bekommen soll.

Dann begannen unsere Weihnachtsferien. Ich hatte das Glück, meinen Freund aus Deutschland hier empfangen zu dürfen. Seine Anwesenheit half mir sehr, das Fehlen meiner lieben Familie etwas leichter ertragen zu können. Das Weihnachtsfest verbrachten wir gemeinsam am Strand in Norden Perus, in Máncora. Auf dem Weg dorthin durchquerten wir pure Wüste. Dort machte wir Ausflüge zu naheliegenden Naturschutzgebieten und genossen die sich auf dem Meer spiegelnde Sonne. Wir wohnten inmitten hoher Palmen, in denen die Vögelchen nur so zwitscherten und horchten dem rauschen des plätschernden Brunnens.

Auch der katholische Gottesdienst gestaltete sich etwas  anders als bei uns: Während die religiösen Rituale wiederzuerkennen sind, gestaltet sich der musikalische Part different. Das gewohnte Orgelspiel  wird durch Musik von einer  CD ersetzt, die Gemeinde singt  nicht!   Während einige Kinder in den Bänken unruhig verstecken und fangen spielen, nahm mein Nachbar das eingehende Telefonat an und mein Gegenüber erzählte seinem Sitznachbarn die spannendesten Geschichten seines letzten Wochenendes. Obwohl ich es wirklich sehr interessant fand, zu erfahren, wie in der Regel ein peruanischer Gottesdienst abläuft, war ich froh, als ich die Kirche nach dieser Unruhe und dem Chaos wieder verlassen konnte. Besinnliche Stimmung konnte da bei uns nicht aufkommen!

Anschließend verbrachten wir unsere Silvestertage in der Nähe von Iquitos: Nicht,  wie gewohnt, gemeinsam mit Freunden, Party und Feuerwerk, sondern einsam und alleine auf einer Lodge inmitten des Urwaldes. Keine Elektrizität, kein Leitungswasser. Keine Großstadthektik, kein Stress, kein Lärm - die absolute Ruhe. Ich habe diese Tage genossen! Nur das Plätschern des Amazonas und das Geraschel der Tiere in den Baumspitzen durchbrach die Stille.
In Gummistiefeln wanderten wir quer durch den Urwald bis hin zu einer Lagune. Von dort aus setzen wir unsere Tour in einem kleinen klapprigen Holzkajak fort. Am frühen Morgen wie am Abend fuhren wir auf  die Nebenarme des Amazonas hinaus, um die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt zu erleben und beobachten zu können. Es war ein einzigartiger Jahreswechsel für mich!

Zurück in Lima  begann erneut mein 110prozentiger Einsatz in „Inikusiriy“. Nach einer netten E-Mail meiner Chefin mit den besten Wünschen für das neue Jahr, erhoffte ich mir einen Neuanfang, ein lockeres Aufeinanderzugehen.
Jedoch spitze sich die Situation direkt in den ersten Tagen schon zu.. Meine Chefin ist leider ein sehr schwieriger Mensch, autoritär und provokant und versteht es, Pflichtbewusstsein für ihre Zwecke über das erträgliche Maß hinaus, auszunutzen. Von „Freiwilligendienst“ kann eigentlich nicht die Rede sein, wenn der Arbeitsanfall über 50 Stunden die Woche, nebst diversen Wochenenden, und Arbeitsaufgaben für die freie Zeit hinausgeht! Mein Arbeitstag ist oftmals länger als der einiger festangestellten Kindergärtnerinnen.
Vielleicht sollte ich mich des öfteren damit motivieren, dass ich mit meinem Engagement die Institution, den Kindergarten und die Kinder unterstütze und nicht sie.  Jetzt versuche ich mich damit zu trösten, dass mein Freiwilligendienst bereits im August endet und ich bis dahin das Bestmögliche aus dieser Situation machen muss!

Anfang des neuen Jahres 2012 bereiteten wir innerhalb von drei Wochen „los Magos Reyes“, das Drei-Königs-Fest, vor, sowie die Promotionsfeier für die Kinder, die nun auf die Grundschule wechseln werden.
Die Eltern der Promotionskinder studierten an mehreren Abenden das Theaterstück der Heiligen drei Könige ein. Ich begleitete das Stück mit verschiedenen Liedern auf der Flöte. Zudem fand ein gemeinsames Mahl mit allen Eltern und Familienangehörigen auf dem Außengelände statt. Da die kleinen Kinder die Promotionsfeier etwas einfacher und unkomplizierter gestalteten und sie einen Tag vorher stattfand, feierte ich dieses Fest zwei Mal. Es wurde für alle ein schönes Abschiedsfest!

Ende Januar war meine letzte Arbeitswoche und ich hatte die Aufgabe, unserem Gärtner bei den Außenarbeiten zu unterstützen. Mit Hacke und Spaten grub ich Löcher ins steinige Erdreich, setzte anschließend quadratisch Fliesen ein, damit Pfosten einbetoniert werden konnten. Ich hob Erdreich für den Bau einer Lagune aus, zupfte Unkraut, schnitt Bäume und pflanzte Blumen um. Und das bei unglaublicher Hitze, da nutzten auch Strohhut und Sonnenschutzfaktor 50 wenig! Später waren die Hände blasig und der Kopf Sonnenbrand gerötet! Schade eigentlich, dass  der Gärtner beschlossen hatte, sich kurzfristig Freizunehmen und nur einmal vorbeischaute, um sehen, wie  meine Arbeit denn so läuft.

Nach dieser körperlich sehr anstrengenden Woche begannen meine langersehnten vierwöchigen Sommerferien. Gemeinsam mit meinen Eltern begab ich mich auf „Abenteuerreise“ im fernen und chaotischen Peru. Zuerst ging es Richtung Norden nach Trujillo, Cajamarca und Huaraz. Größtenteils ging unsere Reise in die hohen Anden bis auf 5200 m Höhe. Lagunen, kleine Bäche und sehr grün bewachsene Berge, auf den Gipfeln Schnee, Gletscher, prägten die Landschaft. Zeitweise machte mir die sauerstoffarme Höhenluft kreislaufmäßig sehr zu schaffen. Da mußte man auf seinen Körper hören und es langsam angehen lassen. Mit dem Kauen von Coca-Blättern und dem Lutschen von ebensolchen Bonbons machten wir es den Einheimischen nach und versuchten, der Höhenkrankheit entgegen zu wirken.  Ich ließ mich begeistern von der Weite der Berge, wo mich ein Gefühl unendlicher Freiheit ergriff!

Anschließend führte uns unsere Reise in den Süden Perus, nach Cusco, Machu Picchu. Hier wanderten wir auf den Spuren der Inka und bestaunten die gut erhaltenen Bauwerke in ihrer Größe und Perfektion inmitten der Weite der Anden! Von Puno aus besuchten die Uros auf ihren schwimmenden Schilfinseln, sowie die Tequilenen auf einer Insel im Titicaca-See und fühlten uns in eine Zeit vor hundert Jahren zurückgesetzt. Besonders gefielen mir die farbenfrohen, unterschiedlichen Trachten der Einheimischen. Ob auf dem Feld, im Haus oder bei der Arbeit in ihrem hauseigenen Laden, trugen sie ihre schicke Kleidung. Und wie zufrieden die Menschen mit ihrem autarken und einfachen Leben schienen!

Wir wanderten und kletterten durch die tiefste Schlucht der Welt: Den Colca-Canyon. Kreisende Kondore über uns und unter uns der schlammige, rauschende Colca-Fluss, leuchtende Gebirgsblumen und blühende Sträucher am Wegesrand und auf den Felsen. Von der anstrengenden Wanderung erschöpft, übernachteten wir in einer Oase in einer kleinen Holzhütte und schafften am nächsten Tag die tausend Höhenmeter auf dem Rücken eines Mulis. Ein traumhaftes Erlebnis, bei dem wir den Ausblick auf die Bergketten der Anden und den schneebedeckten Gipfeln am Horizont genießen konnten!

Was unser Reisen so abenteuerlich und aufregend gestaltete, war übrigens nicht nur die neue Kultur, mit der wir Bekanntschaft machten oder die Wunder der Natur, die wir entdeckten, sondern das Reisen selbst: Mit dem Collectivo, der Eisenbahn, dem Überlandbus, dem Taxi, dem Muli oder dem Pferd, in einem Land, in welchem man besser der spanischen Sprache mächtig sein sollte!
Übervolle Busse, Riesenschlaglöcher in den Hauptverkehrsstraßen, Verspätungen, Unfälle, Ausfälle, abgebrochene Straßen, chaotischer Verkehr ohne Verkehrsregelungen, nächtliche Wartezeiten im strömenden Regen auf einen Zug, der wegen eines Erdrutsches auf das einzige Gleis unserer Bahnstrecke, nicht kommen konnte, usw. usw. Jeder Tag war einzigartig und aufregend für uns und so manches Mal die Gelassenheit und Ruhe der Einheimischen Bevölkerung, mit der sie die Gegebenheiten hinnahmen!

Von allen Städten, die wir besichtigten, gefiel mir Arequipa am besten, die weiße Stadt Perus, mit ihren prächtigen Kolonialbauten und ihrem  wunderschönem Kloster Santa Catalina. Den kunterbunten, lebendigen Märkten und gemütlichen Cafes und Restaurants in den Innenhöfen. Diese Stadt bestach mich mit ihrem  spanischen Charme! Außerhalb von dem dreckigen, staubigen, lauten und immer wolkenverhangenem Lima hätte ich nie eine so schöne Stadt erwartet!

Unser letztes Abenteuer führte uns in die Sandwüste. Hier übten wir uns in Sandboarden und hatten eine Menge Spaß dabei. Mit einem Wüstenfahrzeug fuhren wir die Sanddünen hinauf und hinunter und fuhren dem Sonnenuntergang entgegen. Die Nacht verbrachten wir in einer Oase: In einer kleinen Holzhütte unter Palmen an einem kleinen See. Den letzten Sonntag meiner Ferien verbrachten wir am Pazifik, in Pisco. Umgeben von ganz vielen peruanischen Familien, die hier ihr Wochenende genossen. Für ein blondes Mädchen, wie mich, war das leider nicht so entspannend wie ich es mir gewünscht hätte. In den Augen der Peruaner bin ich halt sowas wie ein „Exot“.
Meine freien Wochen habe ich in vollen Zügen genossen.

Nun beginnt das Neue Jahr im Waldorfkindergarten! Mein Alltag hier in Lima hat bereits vor zwei Wochen wieder begonnen. Um am Ende meines Freiwilligendienstes auch alle Gruppen, Erzieherinnen und Kinder kennergelernt zu haben, habe ich nochmals die Gruppe gewechselt. Ich arbeite nun mit Dora, der Zweitchefin zusammen. Sie scheint mir sehr durchorganisiert und konzipiert. Sie lebt in der Arbeit mit den Kindern richtig auf und verbringt ihre meiste Zeit ebenso im Kindergarten. Da wir leider momentan total unterbesetzt sind, Dora und ich ihre Gruppe mit 26 Kindern, darunter ein autistischer Junge und ein behindertes Mädchen alleine führen, sind die ersten Wochen sehr stressig und arbeitsintensiv. Hinzukommt, dass ich vorher noch nie in ihrer Gruppe gearbeitet habe und mich somit erst mal durch ihre Ordnung kämpfen muss. Jedoch habe ich das Gefühl, dass ich dort wirklich sehr gebraucht werde, Verantwortung übernehme und eine gute Zusammenarbeit entsteht. Mit viel Glück, dürfen wir demnächst eine neue Kindergärtnerin zu unserer Unterstützung ich empfangen.
Schon jetzt beschäftigen wir uns mit Liedern, Gedichten und Gebeten zur Osterzeit, denn ab April stehen viele Feste an.
Am Ende meines sozialen Freiwilligendienstes werde ich einen guten Einblick in die Theorie und Anwendung von Waldorfpädagogik erhalten haben. Eine andere Kultur und viele neue Gesichter werden mein Leben bereichert haben.

Sonntag, 22. Januar 2012

Und schon haben wir Ende Januar und Sommerzeit…

Lang, lang ist es her, dass ich das letzte Mal berichtet habe…Jedoch werde ich mir nun ein wenig Zeit nehmen, um ein paar Zeilen zu schreiben!

Erstmals wünsche ich euch allen ein frohes und gesegnetes neues Jahr 2012, begleitet von viel Glück und Freude!

Gerade ist der Adventskalender fertig gestellt, nun ist es an der Zeit den Adventskranz zu stecken, anschließend werden die ersten Weihnachtsplätzchen gebacken und die Lichterkette muss draußen im Garten angebracht werden. Schon bald ist Weihnachten…Nachdem wir am Nachmittag des 23. Dezembers endlich den perfekten Weihnachtsbaum gefunden haben, beginnt das Schmücken. Kuschelig warm eingepackt folgen wir am Heiligabend der schneebedeckten Straße, um in die Weihnachtsmette zu gehen. Neugierig werden die lieb verpackten Päckchen geöffnet…
So sind MEINE Weihnachten!

Lichter funkeln und glitzern in den unterschiedlichsten Farben, die Stadt ist gefüllt von einer Menge von Menschen, die hektisch die Ladenpassagen passieren, rosa Weinachtsmännlein und Schneemänner in peruanischer Trachten schmücken die Läden,  rote, grüne und weiße Plastiktannen mit Kunstschnee lassen den Wohnraum etwas weihnachtlicher erscheinen, das Weihnachtsessen besteht aus gebratenem Meerschweinchen, InkaKola, Wein und Panetón ….Ich genieße die Sonne und entspanne in Mancora am Strand!

Ein „verrücktes“ Weihnachten ohne meine Familie, ohne meine geliebte Vorweihnachtszeit, ohne das Singen von Weihnachtslieder, ohne unsere Sitten…Jedoch war es für mich eine sehr interessante Erfahrung, mitzuerleben, wie sehr unterschiedlich die Vor- und Weihnachtszeit hier in Peru ist. Oft wurde ich gefragt, wie verbringst du die Weihnachtszeit in Deutschalnd und wie feierst du Heiligabend…Meine Antwort lautete jedes Mal: „!En mi país todo está totalmente diferente!“
Da es täglich sehr heiß war, konnte auch die Weihnachtsstimmung nicht aufkommen.
Allerdings bin ich sehr froh, das nächste Weihnachten wieder mit meiner Familie und wie gewohnt bei mir zu Hause feiern zu können!

Ich hatte das Glück, dass mich mein Freund aus Deutschland für drei Wochen besuchen kam und somit fiel es mir ein wenig leichter Weihnachten am anderen Ende der Welt, ohne unsere Gebräuche zu verbringen.

Auch Neujahr feierten wir nicht wie gewohnt mit Freunden, aßen Raclette und zündeten bundleuchtende Raketen.
Nils und ich verbrachten Silvester ganz alleine auf einer Lodge mitten im Urwald ohne jegliche andere Gäste. Zum Festessen gab es gekochte Urwaldbanane, Reis und Fleisch. Da keiner der Arbeiter mit uns hineinfeiern wollte, verbrachten wir eine ganz ruhige Nacht.
Unser viertägiger Urwaldtrip gefiel uns wirklich sehr gut!
Nach einer dreiviertelstündigen Fahrt kamen wir nun auf unserer ersten Urwaldlodge an und ich freute mich bei dieser Hitze riesig auf eine Dusche. Ich erschrak fürchterlich als sich plötzlich die Duschbrause löste und der ganze Dreck des Amazonaswassers auf mich herabfiel! Das fand ich schon ziemlich ekelig…
Am ersten Tag besuchten wir die „Jaguar“, einen indigenen Stamm, an einem Ausläufer des Amazonas. Der Häuptling forderte mich zum Tanz auf. Schnell wurde ich mit den typischen rot gefärbten Baströckchen geschmückt und schon tanzten wir los, begleitet von Holzflöten und Trommeln.
Die Wanderung zu einer sehr abgelegenen, mit großen Seerosen bewachsenen Lagune begeisterte uns sehr! Nicht so erfreut war ich jedoch, als plötzlich ein starker Platzregen begann, als wir gerade in einem kleinen Holzbötchen auf der Lagune paddelten und den Klang der Vögel horchten.
Am letzten Tag machten wir gemeinsam mit einer anderen Besuchertruppe einen Ausflug zu der Affeninsel. Nils hatte noch nicht einmal das Boot verlassen und schon wurde er von den Äffchen erobert. Es folgten prompt ein, zwei, drei…Dort hatten wir wirklich viel Spaß und sie spielten mit uns wie kleine Kinder!
In einem der Bäume entdeckten wir nach meiner Auffassung zwei große Schlangen. Laut dem Führer waren es kleine, harmlose Anakondas, die man ohne Weiteres mit Vorsicht über die Schulter legen könne. Im Gegensatz zu Nils hatte ich jedoch viel zu große Angst und mir lief nur schon beim Berühren der Schlange ein Schauer über den Rücken.

Eigentlich schade, dass die drei Wochen so schnell vergingen!
Nun kehrte schon wieder der Alltag ein und der 110 Protzentiger Einsatz für den Kindergarten begann erneut!
Die letzten Wochen waren sehr arbeitsintensiv und anstrengend, gefüllt von Kindergartenfesten und deren zeitintensiven Vorbereitungen.
Nach einigen Weihnachtsgeschenken und einer netten E-Mail meiner Chefin, dachte ich an einen guten Neuanfang, passend zum neuen Jahr. Jedoch können die zwischenmenschlichen Probleme leider kein Ende nehmen…

Nun bin ich froh, dass ich nur noch eine Woche arbeiten werde. Schon am Ende dieser Woche wird mein Vater hier in Lima eintreffen und kurz darauf auch meine Mutter, sodass wir in meinen vierwöchigen Ferien im Februar gemeinsam reisen können.
Ich bin schon ganz gespannt, wo es uns hinführen wird und freue mich riesig über ihren Besuch!

Sonntag, 27. November 2011

Schon beginnt die Adventszeit...

Wie schnell die Zeit vergeht…

Inzwischen sind schon die ersten drei Monate meines Freiwilligendienstes im Kindergarten „Iniykusiriy“ in San Juan de Lurigancho, einem Armenviertel in Lima, Peru um. Nun ist es an der Zeit über meine ersten Eindrücke und bereits gewonnen Erfahrungen aus dem  peruanischen Lebens genauer zu berichten:

Die Straßen sind gefüllt von hupenden Taxis, Bussen und Dreirädern.

Die Bürgersteige überfüllt von Menschen, die eilig die Kreuzung passieren. Niederkniende Männer, die im raschen Tempo die staubigen Lederschuhe wieder schwarz glänzend erscheinen lassen .Gelb gekleidete Eisverkäufer, welche die Straßen auf und ab radeln. An jeder Ecke sind kleine Süßigkeitenstände zu finden. Tanzende und turnende Kinder tummeln sich während der roten Ampelphasen auf der Straße. Bettelnde Kinder lassen aus  tiefbraunen Äuglein ihre Blicke über die Passanten schweifen. Singende und vom Leid erzählende Menschen bitten um eine kleine Spende.

Wie sieht die Umgebung aus?
Ich sehe unfertige, provisorisch errichtete Häuser. Trocknende Wäsche auf den kargen Wellblechdächern. Die Straßen sind staubig; an ihren Rändern häufen sich die Müllberge.
Die Berge in der Ferne sind grau; der Himmel ist von einer  dunklen Wolkendecke verhangen!
Ich frage mich: Wie funktioniert ein glückliches und zufriedenes Leben in diesem Chaos?

Von meinen anfänglichen Eindrücken fühlte ich mich ziemlich erdrückt und ein wenig hilflos in so einer großen und chaotischen Stadt.

An meinem Ankunftstag, am Flughafen, wurde ich herzlich mit offenen Armen von zwei Kindergärtnerinnen empfangen und freudig aufgenommen.
Nun wohne ich bei einer fünfköpfigen Familie, die zwei große Hunde besitzt.
Wir leben direkt über einem Restaurant an einer großen Kreuzung,
wo leider selbst das Schiebefenster den Lärmpegel des hektischen Verkehrs nicht draußen halten kann!
Ich habe sogar ein eigenes, kleines Zimmer, womit ich gar nicht gerechnet habe. Auf dem Wellblechdach, direkt über mir, leben in einer Hütte die zwei großen Wachhunde. Da wird auch die Wäsche gewaschen und getrocknet.

Womit ich nicht gerechnet habe, war, dass es mich direkt in das ärmste Viertel von Lima verschlagen hat, was annähernd so groß sein soll wie Berlin! Dies ist die Ursache für die schwerste und größte Umstellung in meinem Leben: Aufgrund der hohen Kriminalität in diesem Viertel, sollte ich mich nach Anbruch der Dunkelheit nicht mehr draußen bewegen und wenn überhaupt ein Taxi benutzen. Wegen meiner auffällig blonden Haare sollte ich mich auch tagsüber nicht allein fortbewegen und so den Weg zum Kindergarten immer variieren. Die ersten Wochen wurde ich immer von jemanden begleitet, überall hingebracht oder abgeholt.
Busse haben keine Zielangaben, es gibt keine offiziellen Haltestellen und die Fahrzeuge (Busse, Dreiräder und Taxen) sind nach europäischen Gesichtspunkten in keinster Weise verkehrssicher. In der Zwischenzeit finde ich mich zumindestens insoweit zurecht, dass ich weiß, wie ich zur Bank oder zum Einkaufen fahren muss oder ans Meer, um die anderen Freiwilligen zu besuchen. Das Wasser hier ein knappes Gut ist, was manchmal nur tropfenweise aus der Wand kommt, ist geradezu zweitrangig.
Da sich meine neue Familie sehr liebevoll um mich kümmert und mich wie ihr eigenes Kind  aufgenommen hat, fühle ich mich in den vier Wänden hier sehr wohl und muss einfach lernen, mit diesen besonderen äußeren Umständen umsichtig umzugehen.


Nun zu meinem eigentlichen Auftrag hier freiwillig sozial und friedensunterstützend tätig zu werden:
Von jetzt auf gleich war ich im alltäglichen Leben der Peruaner integriert und begann direkt meinen Arbeitsauftrag, in dem kleinen niedlichen Waldorf-Kindergarten , nicht weit entfernt von meinem neuen Zuhause:

Zu Beginn variierte mein Arbeitstag zwischen acht und zwölf Stunden, je nachdem, wie viel Arbeit zu erledigen war. Meistens war es jedoch recht umfangreich, sodass ich nach einem langen Arbeitstag sehr müde und erschöpft nach Hause zurückkehrte. Morgens arbeitete ich in einer 25- köpfigen Gruppe von drei bis sechsjährigen. Ich spielte mit den Kindern, bastelte und backte mit ihnen und half überall ein wenig aus, wo meine Hilfe gebraucht wurde. Zusätzlich arbeitete ich mit einem 6-jährigen autistischen Jungen, der wirklich immer in Aktion war. Sein Verhalten äußerte sich durch unkontrollierte und aggressive Tätigkeiten, die er nicht nur gegenüber den Gleichaltrigen, sondern auch gegenüber den Kindergärtnerinnen und mir ausübte. Deshalb machte mir diese Arbeit oft ein wenig zu schaffen.
Den Nachmittag verbrachte ich in einer verhältnismäßig kleinen Gruppe von nur zwölf Kindern. Wir backten, kochten und spielten draußen.

Wöchentlich finden einmal am Abend drei- bis vierstündige Zusammentreffen aller Erzieherinnen statt, um wichtige, anstehende Dinge zu besprechen. Diese Versammlungen gibt es ebenso mit den  Eltern. An beiden muss ich teilnehmen, um informiert zu sein.

An den Wochenenden werden häufig Kindergartenfeste zur Aufstockung des Geldbudgets veranstaltet. Eines der größten jährlichen Veranstaltungen war das „Evento Cultural“, welches in einem großen Rahmen, begleitet von Tanz und Musik, im Oktober, in einem angemieteten Saal stattfand. Meine Teilnahme an solchen Events ist immer erwünscht.

Leider machten mir die autoritäre Umgangsform einer Kindergartenleiterin, sowie das aggressive Verhalten des autistischen Jungen und die 50-Stunden-Woche sehr zu schaffen!
Da mein freiwilliges und soziales Engagement während meiner Arbeit in der ersten Kindergartengruppe leider nicht sehr geschätzt, sondern eher ausgenutzt wurde und ich teilweise mehr arbeitete als die Erzieherinnen selber, ließen sich  zwischenmenschliche Auseinandersetzungen mit meiner Chefin nicht vermeiden.  Die Kündigung einer der Kindergärtnerinnen kam mir insofern zu Gute, das ich die nun fehlende Kindergärtnerin ersetzen sollte.

Nun arbeite ich in der Gruppe der kleinsten Kinder im Alter von eineinhalb bis dreieinhalb Jahren und kümmere mich um die sieben Ältesten. An dieser Arbeit gefällt mir besonders, dass ich die zur Verfügung stehende Zeit eigenständig kreativ umsetzen kann.
Wir spielen gemeinsam draußen, singen, backen und kochen.
Am Nachmittag beschäftige ich mich hauptsächlich mit einem
6-jährigen autistischen Jungen. Zwar hat auch er eine sehr starke Persönlichkeit, jedoch ist er respektvoll gegenüber den Erwachsenen.
Wir arbeiten täglich gemeinsam draußen: Bauen Sandburgen, schaukeln, spielen Fangen, pflanzen Blumen und regeln simple zu erledigende Sachen gemeinsam. Auch diese Arbeit macht mir inzwischen wirklich Spaß, auch wenn es oft sehr anstrengend ist. In der neuen Gruppenkonstellation fühle ich mich nun richtig wohl und meine Arbeit wird als wertvoll und nützlich angesehen.

Meine freien Wochenenden nutze ich, um sowohl die Stadt, als auch die nähere Umgebung ein wenig besser kennen zulernen. Ich war sehr überrascht, dass ungefähr drei bis vier Stunden fernab von Lima eine recht grüne, bergige und schöne Landschaft zu entdecken ist. Mein erster Ausflug erinnerte mich an meine Herbsturlaube in Österreich in den Bergen! Da die zu überwindenden Strecken  immer recht weit von meinem zu Hause entfernt sind, verbringe ich häufig mein Wochenende bei den anderen Freiwilligen meiner Entsendeorganisation im Reichenviertel, in Chorillos. Dort kann ich in ihrem großen und farbenfrohen Garten, fernab von dem ganzen Trubel in der Hauptstadt, entspannen.
Zudem habe ich auch schon einige peruanische Kontakte geknüpft. Ich habe das Glück, dass meine Gastschwester ungefähr mein Alter hat und ich dadurch viel mit ihr und ihren Freunden unternehmen kann.

Betrachte ich nun nach drei Monaten in Peru/ Lima die Menschen in diesem Land, so gefällt mir an der peruanischen Mentalität besonders die Aufgeschlossenheit für Neues, die Herzlichkeit und die Redegewandtheit der Menschen.
Jedoch habe ich in der bisherigen Zeit auch die Erfahrung machen müssen, zu lernen, dass man immer eine gewisse Distanz und Vorsicht gegenüber den Menschen bewahren sollte. Hinter einer netten Fassade versteckt häufig doch noch eine dunkle Seite.
Ich darf auch nicht vergessen, dass zwischen unserer europäischen Mentalität und der peruanischen große Unterschiede zu finden sind, und es aus dieser Tatsache heraus, leicht zu Missverständnissen kommen kann.


Durch das Leben in meiner Gastfamilie habe ich die Chance, das peruanische Leben hautnah erfahren zu dürfen.
Leider gibt es  Lima nicht soviel kulturell Ursprüngliches zu erleben wie auf dem Lande. Obwohl die Lebensbedingungen und Verhältnisse, auch in meiner Gastfamilie, sehr von denen in Deutschland abweichen, fühle ich mich inzwischen trotz alledem sehr wohl und bin glücklich, dass ich dieses Auslandsjahr realisieren konnte.

Meine ersten Eindrücke über die große, laute und schmutzige Stadt Lima haben sich kaum verändert, was wahrscheinlich auch niemals passieren wird. Ich kann jedoch sagen, dass ich mich nach einiger Zeit gut eingelebt habe und merke, dass es möglich ist, auch in ärmeren Verhältnissen zu leben.
Anfangs dachte ich, dass die Peruaner hier in Lima, doch trotz ihrer schwierigen Lebensumstände (aus meiner Perspektive) doch sehr lebensfroh seien und eine innere Zufriedenheit ausstrahlen. Durch meine Beobachtungen, und zahlreiche Konversationen habe ich feststellen müssen, dass sich oftmals hinter dieser glücklichen Fassade sehr viel tragische Lebensereignisse, Unzufriedenheit und Elend verbirgt. Trotz alledem sind die Peruaner sehr aufgeschlossen und gastfreundlich und strahlen Lebensfreude aus.
Dafür bewundere ich sie und habe sie sehr zu schätzen gelernt!

Samstag, 8. Oktober 2011

Und schon beginnt der Oktober...

Leider haben Luisa und ich unsere erhoffte Woche Ferien nicht bekommen, jedoch hatten wir "Glück" und hatten am letzten Donnerstag und Freitag frei und konnten somit die beiden Tage nutzen, um Lima einmal zu verlassen und ins "Grüne" zu reisen. Nach einer 7-stündigen Fahrt durch die Wüste und die kargen Berge, immer entlang eines Flusslaufes, kamen wir in einem kleinen Bergdorf mitten in der Natur an, in Churín. Der Tagesausflug im Minibus am Freitag führte uns entlang einer holpprigen schmalen Straße durch die Berge zu den Thermebädern in Churin. Dort war die peruanische Kultur wirklich noch erhalten. Die Frauen, in Trachten bekleidet, trugen ihre Kinder in bunten Tüchern auf ihrem Rücken und ritten auf Eseln. Auch die Kinder aus dem Dorf zeigten sich total interessiert und freuten sich über unsere Bekanntschaft!


Heute fanden sowohl in Waldorf Lima, als auch im Colegio Micael Feste statt, an denen wir gemeinsam mit unseren "maestras" teilnahmen. Es war wirklich nett, mal eine andere Schulatmosphäre kennenzulernen.

Leider gab es in den letzten Wochen einige Problemchen...Aber momentan bin ich noch ganz optimistisch, dass es sich in den kommenden Wochen hoffentlich regulieren wird! Ab Montag werde ich in einer anderen Gruppe arbeiten, bei den Kleinsten von 1,5 bis 3 Jahren und für die 5 Ältesten zuständig sein und sie mit betreuen. Am Nachmittag wird sich meine Arbeit ausschließlich auf Ares, einen autistischen Jungen, der aber sehr umgänglich ist, beschränken. Ich bin mal gespannt, wie diese Arbeit und die Umgebung sein wird. Bestimmt wird es viel ruhiger zugehen als in meiner vorherigen Gruppe. Mal sehen, ob sich mein Eindruck bestätigen wird...

Meine Septemberwochen

Jetzt ist es wohl an der Zeit, dass ich wieder ein wenig von meinem Leben hier in Peru, von meinen Erfahrungen und Ausflügen berichte. Schließlich ist es schon Anfang Oktober...wie schnell die Zeit vergeht - ich arbeite recht viel und habe daher echt wenig Zeit zu schreiben!

Am ersten Septemberwochenende habe ich gemeinsam mit Luisa und meiner Gastfamilie einen Ausflug nach Lima Zentrum gemacht, um die Katakomben zu besichtigen.


Zudem fand am selben Tag am Regierungsgebäude eine wahnsinns Zeremonie zur Feier der Santa Rosa statt. Es war wirklich spannend sich diese anzuschauen. Der ganze Plaza de Armas war von Menschen überfüllt.




Die letzten Wochen war ich sonst sehr viel damit beschäftigt den Kindergartenalltag zu dokumentieren. Inzwischen habe ich mich hier echt schon gut eingelebt und  und mich auch bereits an meine Arbeitszeiten, die ständig stattfindenden Versammlungen und die Kindergartenfeste am Wochenende gewöhnt - es entsteht ein regelmäßiger Rhythmus. Jeden Dienstag backen wir gemeinsam mit den Kindern Kuchen und mittwochs ist Brotbacktag, welchen ich mit den Kindern gestalten  darf. Ich probiere alle Brotrezepte von meiner Oma aus und sie sind immer wieder von meinen "Backkünsten" hier begeistert - das freut mich! Die Arbeit mit dem autistischen Kind ist ziemich kompliziert: das Kind versteht alles und hat die selben kognitiven und motorischen Fähigkeiten wie die anderen Kinder in seinem Alter, jedoch ist er absolut agressiv, auch Erwachsenen gegenüber und respektiert sie nicht. Es mag sein, dass es jetzt ein wenig komisch klingt, wenn ich das Problem beschreibe, jedoch ist es wirklich so, dass selbst ein Erwachsener keine Chance hat gegen die enorme Kraft und Agressivität des Kindes anzukommen. Er schlägt, tritt, schmeißt mit Sand und Steinen und beißt. Psychisch strengt mich der Umgang mit diesem Kind total an! Für mich ist diese Arbeit eine absolute Herausforderung!! Allerdings bin ich mal gespannt, wie sich diese Arbeit entwickeln wird...

Am letzten Wochenende fand ein Kindergartenfest zum Thema Grimm-Geschichten statt. Es war ein riesen Aufwand dieses Fest vorzubereiten. Bereits die zuvorigen Wochen mussten wir schon viel an der Vorbereitung arbeiten und am Samstag auch schon um acht Uhr beginnen. Luisa und ich mussten hunderte Figuren für die Tombola basteln: von Zwergen, Murmelbeutelchen, bis hin zu kleinen Entchen. Viele Eltern waren so lieb und halfen bei m Kochen und backen, sowie beim Umstellen des Kindergartenraumes mit. Das Wetter war nahezu perfekt für solch ein Fest und die Sonne schien. Ich musste mich jedoch gegen Nachmittag verabschieden, da mich leider bereits schon zum zweiten  ein Magen-Darm Virus erwischte...und dementsprechend unspektakulär verliefen dann leider auch die kommenden Tage! ....

Gestern war ein toller Tag! Am Freitag bin ich mit dem Taxi zu den anderen Freiwilligen nach Churillos gefahren und wir haben zusammen einen gemütlichen Abend zusammen verbracht. Am Samstag morgen ging es dann zu dritt nach Lima Centro in den Park der Legenden ("el parque de las leyendas"). Das ist ein Zoo, der alle drei, in Lima existierenden Ebenen präsentiert: Küste, Wüste und Urwald. Der Ausflug war echt gelungen und zudem hatten wir noch wunderschönes Wetter. Ich habe sogar das erste Mal etwas Farbe bekommen =).



Heute gehts mit Lena, einer weiteren Freiwilligen nach Pachacamac: ich bin mal gespannt, wie dieser Ausflug wird!

Montag, 29. August 2011

Mein Wochenende

Mein Wochenende habe ich in der Nähe von Miraflores, einem Reichenviertel bei anderen Freiwilligen im Heim San Cristoferus verbracht.

Dort herrscht ein ganz anderes Leben als in meinem Viertel!


Freitag

Das Gelände, auf dem die 8 Freiwilligen gemeinsam mit 2 Peruanern wohnen ist riesig groß mit einer kleinen Waldorfschule, einem Sandplatz für Reittherapie, einem großen Spielplatz, einer hauseigenen Bäckerei und einem sehr großen Garten, in dem selbst Gemüse angebaut wird. Von daher ist die ganze Atmosphäre dort eine ganz andere: viel lebendiger und farbenfroher!
Selbst in der WG, in der die Freiwilligen wohnen gibt es einen kleinen Innenhof mit Palmen.


Samstag

Am Samstag haben wir dann einen Ausflug nach Miraflores in die Altstadt gemacht und sind über Inkamärkte gelaufen und haben den Ortsteil besichtigt. Dort ist es viel europäischer.
Auch die Menschen starren einen nicht mehr so komisch an!
Selbst das Autohupen ist dort verboten und mit Schildern gekennzeichnet. Daher ist es viel ruhiger! Eine angenehmere Atmosphäre!

Am Abend sind wir dann alle gemeinsam, samt den Peruanern in eine Disko in Miraflores, in der Nähe vom Meer gegangen, um in den Geburtstag von einer der Freiwilligen hineinzufeiern. Die Stimmung und Atmosphäre dort war wirkich schon sehr merkwürdig und außergewöhnlich...

Doch zuvor bekamen wir in der WG noch Besuch von einem Tattoowierer...



Sonntag

Am Sonntag aßen wir dann morgens eine riesige Cremetorte zum Frühstück!

Gegen 11 Uhr wurden Luisa und ich dann  von einer der Kindergärtnerinnen, samt ihrer Familie, abgeholt und wir fuhren gemeinsam nach Miraflores. Dort spazierten wir durch den großen Park und haben das eher spanische Flair und die Meerluft genossen.







Anschließend ging es dann noch auf den höchsten Berg der Lima einkesselt - hoch zu einer Gottesstatue.




Mittagessen gab es dann in einem peruanischen Fischrestaurant.

Unser letztes Ziel war Barranco. Eine wunderschöne Stadt in Lima, nahe des Meeres mit vielen alten und bunt angemalten Gebäuden. Dort gab es viele kleine Terassen und Plätze mit niedlichen Cafés und Blick auf das Meer.







Mein Wochenende war wirklich schön und sehr unterhaltsam!=)

Donnerstag, 25. August 2011

Die vergangenen Tage


Schulfest San Micael


Am Sonntag stand in der Grundschule San Micael in Lima, ca eine viertel Stunde von mir entfernt, ein Schulfest an, bei dem alle herzlich eingeladen waren!


Wir traten durch ein großes schwarzes Eisentor und betraten den Schulhof. Ein großer Sandplatz verbindet die beiden sehr kleinen, schlicht orange gestalteten Schulgebäude. Empfangen wurden alle Gäste herzlich am Treppenaufgang zur Aula, einem kleinen Raum, geschmückt mit Girlanden und ein kleinen Bühne, und erhielten Fleyer des heutigen Programmes. Auch die Eltern helfen ganz fleißig mit: sie haben ein reichhaltiges Buffet aufgebaut mit Torten, Getränken, Salat und warmer Küche.
Innerhalb des ca. 3-stündigen Programms präsentierten die Schüler, Lehrer, als auch engagierte Eltern eine musikalische Show. Es wurde Geige, Blockflöte, Gitarre und Trommel gespielt, gesungen und in traditioneller Tracht getanzt. Faszinierend war es wirklich, wie gut die Kleinen schon ihre Instrumente beherrschten!
Währenddessen fand im gegenüberliegenden Gebäude, dem eigentlichen Schulgebäude eine Unterhaltungsshow für die kleinsten Besucher statt.


Am Abend hatten wir das Glück, dass wir den ehemaligen Freiwilligen noch antreffen konnten, um uns über die wichtigsten Dinge auszutauschen.








Ein Kindergeburtstag - hier in Peru ein sehr festlicher Anlass



Der Geburtstag von Sebastian, meinem Betreuungskind aus der Morgengruppe wurde gefeiert. Der Saal wurde verwandelt in eine kleine Bühne. Die Stühle wurden mit Stoff bezogen, der Tisch wurde schön gedeckt und mit Blumen geschmückt und an der Decke wurde eine Art Baldachin aufgehangen. Hier in Peru ist ein Kindergeburtstag einer der wichtigsten Anlässe im Jahr, deshalb wird er auch sehr festlich gefeiert.
Alle Kinder verkleiden sich, setzen Käppchen auf und tragen bunte Mäntelchen.
Das Geburtstagskind trägt ein goldenes Kleid und eine Krone!
Ein Kind wird verkleidet als Mond, ein anderes als Sonne, zwei  weitere als blaue glitzernde Sterne mit Schellenkranz...Zwei Kinder präsentieren, sitzend auf Fellen die Jahreszeiten mit bunten Umhängen, die restlichen präsentieren die Wüste, den Wald und das Land.
Die Eltern dürfen in der Mitte des Stuhlkreises Platz nehmen und haben an der gesamten Feier, sowie auch die dazugehörigen Großeltern, teil!
Die Mutter kocht für alle Kinder und es wird gemeinsam gegessen. Als Geschenk gibt es danach für jedes Kind einen kleinen Anhänger mit dem Namen, dem Geburtsdatum des Kindes und eine Überraschungstüte mit Leckereien.










Was für ein langer und anstrengender Tag!


Dienstag war wirklich bis jetzt für mich der allerlängste und anstrengenste Tag, da ich von morgens halb acht bis abends um 19 Uhr arbeiten musste. Der ganz normale Arbeitstag fand von halb acht bis 17 Uhr statt und anschließend mussten Luisa und ich, wie jetzt jeden Dienstag, an einer "reunión" teilnehmen. Dort treffen sich alle Erzieherinnen sprechen über die vergangene und kommende Woche: Was ist gut gelaufen/ was schlecht? Welche Kinder waren in dieser Woche besonders auffällig? Gab es Probleme, die aufgetreten sind? Wie ist die Situation der Eltern? etc.


Zudem betreue ich morgens einen autistischen Jungen, der wirklich nicht einfach zu handhaben ist. Er hat ein wahnsinniges Temperament und braucht sehr viel Aufmerksamkeit. Daher werde ich von ihm total beansprucht. Auf Grund seines starken Temperaments verbringe ich mit ihm viel Zeit auf dem kleinen Spielplatz des Kindergartens, während die anderen Kinder im Saal singen oder spielen.


Am Nachmittag beschäftige ich mich ebenso mit einem autistischen Jungen, der ein Jahr jünger ist, aber meiner Meinung nach im Umgang ein wenig einfacher ist. Zwar hat auch er ein sehr starkes Temperament und muss sich auspowern, doch ist er ein wenig ruhiger und lässt sich beruhigen, indem man ihn ganz herzlich auf den Schoß nimmt und sich mit ihm unterhält und seine Hand streichelt.
Weiterhin verbringe ich die Zeit am Nachmittag auch noch mit einem Kind mit Down-Syndrom, welches wirklich sehr liebevoll und immer fröhlich ist. Wir malen fast jeden Tag gemeinsam mit bunten Farben.


Das Wochenende werden wir in Lima am Meer bei 8 anderen Freiwilligen verbringen, die in einer Institution für Behinderte arbeiten! Ich freue mich riesig =)!!




Weitere Fotos werde ich in den kommenden Tagen sicherlich noch hinzufügen!